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Innovationspreis würdigt Forschungsprojekt zum Wasserstoffnetz der Zukunft

Den Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft hat MITNETZ GAS in der Kategorie „Anwendungsorientierte Forschung“ erhalten. Unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, wurde am 12. Oktober 2022 die Auszeichnung an Prokurist Dirk Hünlich und Anna Schwert, Projektleiterin Grüne Gase, übergeben. Gewürdigt wurde die Testinfrastruktur im so genannten „Wasserstoffdorf“ – ein Versuchsfeld mit einer Gesamtfläche von 12.000 Quadratmetern – im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt, wo unter Realbedingungen vielfältige wichtige und praxisbezogene Erfahrungswerte bei Transport, Verteilung und Anwendung von Wasserstoff wissenschaftlich bewertet und weiterentwickelt werden. 

Auszeichnung gleich beim ersten Anlauf

Getragen wird der Preis, der zum 22. Mal vergeben wurde, von den drei Branchenverbänden BDEW, DVGW und Zukunft GAS sowie dem diesjährigen Partner Wintershall DEA und dem Kompetenzpartner ASUE. MITNETZ GAS nahm zum ersten Mal an dem Wettbewerb teil und konnte sich gleich gegen mehr als 50 Mitbewerber, die in vier Kategorien antraten, durchsetzen. 

Auf „HYPOS: H2-Netz“ folgt „H2-Infra“

Mit dem Projekt „HYPOS: H2-Netz“ wurde seit 2018 eine Verteilnetzstruktur entwickelt, die Anlagen errichtet und die Anbindung und Versorgung von Wasserstoffendverbrauchern untersucht. Dabei testeten die Projektpartner verschiedene Verlege-Techniken und neue Materialien und definierten die erforderliche Sicherheitstechnik. 2021 wurde das Folgeprojekt „H2-Infra“ ins Leben gerufen. Hier forscht MITNETZ GAS speziell auf dem Gebiet der Endanwendung des Energieträgers Wasserstoff im Wärmebereich für Haushalte.  Im Interview äußert sich die Projektleiterin Anna Schwert (AS) zur Bedeutung des Innovationspreises, weiteren Forschungsaufgaben sowie deren Nutzen für Unternehmen und Haushalte.

Frau Schwert, was bedeutet der Preis für MITNETZ GAS?

AS: Der Innovationspreis der Gaswirtschaft motiviert uns, den bisher eingeschlagenen Weg in Richtung Transformation unserer Netze noch ambitionierter voranzutreiben. Es ist eine große Ehre diesen Preis als regionaler Verteilnetzbetreiber zu erhalten. Was gab den Ausschlag, dass Sie sich gegen zahlreiche Mitbewerber durchsetzen konnten? AS: Wir zeigen die Zukunft des heutigen Erdgasverteilnetzes und das bis zum Endanwender. Mit unserem europaweit einzigartigen Testfeld, dem „Wasserstoffdorf“ im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, greifen wir eine große Vielfalt an Themen in einem Projekt auf und können unter ganz realen Bedingungen erproben und somit Erkenntnisse für die praktische Umsetzung gewinnen. Das hilft sowohl Unternehmen beim wirtschaftlichen Betrieb einer Wasserstoff-Infrastruktur, als auch Endkunden, die perspektivisch einen neuen Energieträger bekommen.

Was genau ist eigentlich das „Wasserstoffdorf“?

AS: Hinter dem Begriff "Wasserstoffdorf" verbirgt sich das Forschungsprojekt „HYPOS: H2-Netz“. Dort haben wir zusammen mit unseren Partnern ein realistisches Abbild eines Verteilnetzes installiert. In den vergangenen Jahren wurden hochdichte Kunststoffrohrleitungen im Verteilnetz und in der Inneninstallation erprobt und Wechselwirkungen von verschiedenen Geruchsstoffen für das Gasnetz untersucht. Auch verschiedene Verlege-Verfahren wie etwa die kabellose Verlegung wurden erprobt. Eine Studie hat ergeben, dass diese Infrastruktur für einen Betrieb mit bis zu 100 Prozent Wasserstoff geeignet ist. Das sind wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung eines zukunftsfähigen Gasnetzes.

Mit „H2 Infra“ gibt es bereits ein Nachfolge-Projekt. Worum geht es da?

AS: Das Projekt läuft seit Anfang 2022 und wird vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) gefördert. Wir haben die Breite der Forschung vergrößert. Hier werden unter Realbedingungen vielfältige praxisbezogene Erfahrungswerte bei Transport, Verteilung und Anwendung von Wasserstoff wissenschaftlich bewertet und weiterentwickelt. So schaffen wir das Wissen und die Grundlagen, die für die Umstellung der bestehenden Gasinfrastruktur auf Wasserstoff dringend nötig sind. 

Wie ist der aktuelle Stand bei „H2 Infra“?

AS: Nachdem es bei „HYPOS: H2-Netz“ um betriebliche Themen ging, steht jetzt die Endanwendung des Energieträgers Wasserstoff im Wärmebereich für Haushalte im Fokus. Wir untersuchen die ganze Versorgungskette von der Übergabe bis zum Verbraucher. Inzwischen wurde die erste Forschungsphase eingeläutet. Wir haben eine Vielzahl an Anwendungstechnologen bei uns auf dem Testfeld vertreten, von den Haushaltsgeräten bis zur Komponententechnik. Dazu haben wir einen neuen Prüfstand für Mess- und Zähltechnik entwickelt. Untersucht werden gebrauchte Erdgastechnik und Neubauten.

Was erhoffen Sie sich davon?  

AS: Die gewonnenen Erkenntnisse helfen uns als Netzbetreiber, die Versuchslandkarte fortzuführen und die Wertschöpfungskette zur H2-readyness weiter zu schließen. Zudem setzen wir seit Mai 2022 bei dem Thema verstärkt auf praktische Bildung für Monteure und Ingenieure, um in der Zukunft Wasserstoffnetze sicher und zuverlässig zu betreiben.

Frau Schwert, vielen Dank für das Gespräch!

Grüne Gase Anna Schwert MITNETZ GAS