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Forschungsreise auf dem Wasserstofftestfeld in Bitterfeld-Wolfen geht weiter

Die MITNETZ GAS forscht bereits seit einigen Jahren am Chemiepark Bitterfeld-Wolfen zur  Verteilung und Verwendung von Wasserstoff als Energieträger im Netz. In einem sogenannten „Wasserstoffdorf“ wird unter Realbedingungen die notwendige Infrastruktur erprobt, wissenschaftlich bewertet und weiterentwickelt. Beim  Wasserstoffdorf handelt es sich um ein Versuchsfeld mit einer Gesamtfläche von 12.000 Quadratmetern. Die Tests sind Teil des vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) geförderten Projekts „HYPOS: H2-Netz“, an dem neben MITNETZ GAS auch viele weitere Partner mitwirken.

Das BMWi hat nun eine dreijährige Verlängerung des Projekt bewilligt. Zudem wird der Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt erweitert. Bereits seit Mai 2019 wird auch die Infrastruktur der Zukunft auf Basis von Kunststoffrohren im Chemiepark erprobt.

Wir haben dazu mit Dirk Hünlich, Leiter Prozessmanagement/Support und Realisierung/Betrieb Gas gesprochen. Er ist verantwortlich für das Testfeld und beantwortete uns dazu einige Fragen.

 

Herr Hünlich, wie ist der aktuelle Forschungsstand?

"In den letzten zwei Jahren haben wir gemeinsam mit unterschiedlichsten Projektpartnern das Testfeld in Bitterfeld zu Forschungs- und Entwicklungszwecken genutzt. Hierbei haben wir erfolgreich folgende Forschungsschwerpunkte abgeschlossen und folgende neue Erkenntnisse gewonnen:

  • Permeation/Leckage
    Wir haben die Dichtigkeit von Rohrmaterialien auf Kunststoffbasis getestet. Erfreuliches  Ergebnis: Kunststoffleitungen, die für Erdgas ausgeprägt sind, sind auch technisch dicht beim Betrieb mit Wasserstoff. 
  • Dehnungsmessung
    Wir haben oberirdisch das Dehnungsverhalten von Kunststoffmaterialien unter verschiedenen Witterungsbedingungen verprobt und hatten in der Testzeit gute Resonanz. 
  • Odorierung
    Wir haben unterschiedliche Mittel zur Riechbarmachung getestet. Einige davon verwenden wir heute bereits im Erdgasbereich. Ein Mittel wurde speziell für Wasserstoff entwickelt. Hierbei haben wir festgestellt, dass bereits heute einige Odoriermittel für Einsatz bei Wasserstoff gut geeignet sind.   
  • GDRMA (Betriebserfahrungen)
    Wir haben Messtechnik, die bislang für Erdgas genutzt wird, in einer Gasdruckregelmessanlage mit 100% Wasserstoff erfolgreich verprobt. 
  • Stör- und Schadensfälle/Leitungsarbeiten
    Wir haben das Absperrverfahren "Blasen setzen" getestet, um betriebliche Wartungen zu verproben. Auch hier hatten wir ein positives Ergebnis. 

Im Ergebnis haben wir durchweg positive Erfahrungen gesammelt."

 

Das Thema Wasserstoff ist mittlerweile auch in der Öffentlichkeit in aller Munde. Wie lassen Sie die Öffentlichkeit an Ihrer Forschungsarbeit teilhaben?

Tatsächlich öffnen wir unser Testfeld regelmäßig für interessierte Besucher. So führen wir immer wieder Tage der offenen Tür durch, zuletzt im April diesen Jahres. Für interessierte Öffentlichkeit, Medien und Fachpublikum bietet sich so die Möglichkeit, Einblicke in unsere Projekte und die Anlagentechnik zu erhalten. Zudem informieren die jeweiligen Experten über aktuelle Entwicklungen und stehen für Fragen zur Verfügung. Auch der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, war schon zu Besuch bei uns.

Ministerpräsident Haselhoff weiht Anlage ein

 

Eine dreijährige Verlängerung des Projekts wurde durch das BMWi bewilligt. Wo genau liegen die Schwerpunkte für die nächsten drei Jahre?

"Wir stehen hinter der Energiewende und wollen unseren Teil als größter Energieversorger in Ostdeutschland zur Entwicklung der Wasserstofftechnologie beitragen.  Hierzu wollen wir die noch freien Kapazitäten auf dem Testfeld nutzen, um gemeinsam mit Anwendungs-Technologieanbietern ihre Produkte und Technologien auf H2-Readyness zu überprüfen. Wir werden so weitere Betriebserfahrungen sammeln und gewinnbringend in unsere Infrastruktur der Zukunft einbringen.

Ein weiterer Schwerpunkt der dreijährigen Fortführung ist es, den Bildungspfad von der Ausbildung begonnen bis zum bestehenden Betrieb  gesamthaft zum betrieblichen Umgang mit Wasserstoff zu schulen. Denn nicht nur Technik muss H2-ready sein, sondern auch unsere Kollegen."

 

Wie zahlt dieses Projekt auf die Nachhaltigkeit der Energieversorgung und die Energiewende ein?

"Das Projekt hat uns viele Fragen beantwortet, wie wir in Zukunft unsere Netze gestalten können. Denn wir wollen einen Transformationspfad auf Basis unserer bestehenden Erdgasinfrastruktur hin zu einer Wasserstoffinfrastruktur technisch gestalten. Darauf basierend ermöglicht unser Testfeld es schon heute, unseren betrieblichen Kollegen den Umgang mit einer Wasserstoffinfrastruktur zu erlernen und praktisch zu erproben. Damit überführen wir unsere Fachkräfte sukzessive bereits heute in die neue Arbeitswelt. Umso mehr freut es uns, dass diese Forschungsreise noch lange nicht zu Ende ist und das Bundeswirtschaftsministerium einer dreijährigen Verlängerung dieses Innovations-Pfades zugestimmt hat."